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Freundlichkeit, Kompetenz, Fachwissen - all das sind Aushängeschilder einer guten Praxis. Doch auch die räumlichen Gegebenheiten entscheiden darüber, ob ein Patient sich wohlfühlt. Worauf kommt es bei der Praxiseinrichtung an und was sind absolute No-Gos? Diese Fragen und noch viele mehr beantwortet uns Architekt Oliver Rischko im Interview.
Der Architekt und Diplom-Ingenieur hat sich auf Praxiseinrichtung spezialisiert und mit seinem Unternehmen "Rischko Architekten" bereits viele Praxen erfolgreich um- und neugestaltet. Unter anderem prominente Beispiele wie die Praxis Dres. Berson/Kops/Wirtz in Kempen, die 2012 von "Rischko Architekten" umgestaltet wurde und nun Drehort der RTL-Serie "Der Landarzt" ist. Auch in der Seifenoper "Unter uns" ist eine von Oliver Rischko 2005 entworfene Arztpraxis zu sehen, die Praxis Dr. Grahmann in Pulheim-Brauweiler. Wie genau sein Erfolgskonzept aussieht und welche Trends zurzeit in der Praxiseinrichtung zu beobachten sind erfahren wir im Interview.

Interview mit Architekt und Diplom-Ingenieur Oliver Rischko
DZAS: Lieber Herr Rischko, Sie haben schon viele Zahnarztpraxen um- und neugestaltet. Was macht eine gut konzipierte Zahnarztpraxis Ihren Erfahrungen nach aus?
Rischko: Wichtig für eine Praxis ist eine klare Raumstruktur mit einer guten Übersicht und kurzen Wegen für das Personal. Dadurch ermöglichen wir effizientes Arbeiten. Außerdem sorgt die Übersichtlichkeit dafür, dass die Patienten sich gut im Raum orientieren können. Schließlich sind bei der Praxiseinrichtung vor allem auch Akustik und Licht ausschlaggebend.
DZAS: Der erste Eindruck ist ja bekanntlich der Wichtigste. Was genau sollte man daher beim Gestalten der Empfangstheke beachten?
Rischko: Wichtig bei der Empfangstheke ist die klare Definition von Anlaufpunkten für den Patienten. Eine gute Akustik, schönes Licht und, wenn räumlich möglich, die Schaffung von diskreten Zonen ist optimal für den Empfangsbereich. Eine aufgeräumte Optik und hochwertige, belastbare Materialien vermitteln dann einen modernen Gesamteindruck. Auch die Inszenierung des Praxislogos ist sehr wichtig, da dieses stark mit der Praxis verbunden wird und somit Werbung in eigener Sache darstellt. Manchmal arbeiten wir bei der Gestaltung der Praxis sogar mit Internetfirmen zusammen, damit das Logo und dessen Inszenierung durch farbliches Licht, die Praxisgestaltung und der Internetauftritt zu einem harmonischen Gesamtkonzept zusammenfließen und somit ein stimmiger Gesamteindruck entsteht.
DZAS: Was sind die aktuellen Trends in der Praxisgestaltung, speziell in der Zahnarztpraxis-Gestaltung, in Bezug auf Formen und Farben?
Rischko: Die Farbe Weiß ist immer noch sehr dominant, da sie Sauberkeit und Hygiene suggeriert. Farbiges, auch farblich wechselndes Licht sorgt für Wohnlichkeit und natürlich ist möglichst viel Tageslicht wichtig. Klare und grafische Strukturen geben dem Raum die bereits genannte Übersicht. Abgesehen von der Einrichtung sind dann auch multimediale Inhalte im Wartezimmer sehr gefragt. Hier müssen wir mit der Zeit gehen und den Patienten, darunter vor allem den Kindern, das Warten so angenehm wie möglich gestalten.
DZAS: Was sind absolute No-Gos bei der Praxiseinrichtung?
Rischko: Intraoralaufnahmen im Wartezimmer gehören auf jeden Fall zu den absoluten No-Gos bei der Einrichtung einer Zahnarztpraxis. Niemand möchte im Wartezimmer mit solchen Bildern konfrontiert werden, vor allem nicht solche Patienten, die bereits unter Angst vor dem Zahnarzt leiden. Außerdem sollte das Zahn-Motiv nicht überstrapaziert werden, da das schnell langweilig und "alt" wirkt. Auch überholte Bilder mit Preisschildern aus den DM-Zeiten oder veraltete Zeitschriften machen keinen guten Eindruck, da die Praxis dadurch selbst veraltet und unmodern wirkt. Viele Patienten ziehen dann Rückschlüsse auf die Behandlungsmethoden und glauben, dass diese ebenfalls veraltet seien.
DZAS: Welche Mittel haben sich als besonders hilfreich erwiesen, damit Patienten sich in einer Praxis wohl fühlen?
Rischko: Besonders wichtig für eine Wohlfühl-Atmosphäre ist ein gutes Lichtkonzept und eine gute Akustik. Viele Ärzte begehen den Fehler, ihre Patienten einfach im Wartezimmer zu "parken", frei nach dem Motto: aus den Augen, aus dem Sinn. Abgesehen vom Behandlungsraum machen sie sich keine Gedanken über die Außenwirkung der anderen Räume. Dabei ist es heutzutage immer wichtiger für Patienten, sich umsorgt zu fühlen - auch im Wartezimmer. Daher ist hier ein kleiner Service-Bereich sehr zu empfehlen, an dem die Patienten Kaffee und Wasser bekommen können. Außerdem macht es einen guten Eindruck, wenn sich die Sprechstundenhilfen zwischendurch nach dem Befinden der Patienten erkunden. Auch so genannte Kurzwartezonen sind psychologisch sehr effektiv, da der Patient nicht die gesamte Wartezeit in einem Zimmer verbringt. Anstatt also im Wartezimmer "geparkt" zu werden, wird der Patient nach kurzen Wartezeiten immer weiter in verschiedene Zonen versetzt, immer näher an den Arzt heran. Dadurch hat der Patient das Gefühl, als ginge es schneller voran, auch wenn dies in Wirklichkeit nicht der Fall ist. Beispielsweise arbeiten wir gerade an einem Projekt, in dem es drei verschiedene Warteecken geben soll: einen Kaffeetisch, eine Sitzecke und eine Lounge mit besonders bequemem Mobiliar. So kann sich der Patient bei Bedarf umsetzen und muss nicht die ganze Zeit unbewegt auf einem Stuhl verharren, bis er endlich ins Behandlungszimmer darf. All dies entzerrt das typische Wartezimmer und gibt dem Patienten das Gefühl, in guten Händen zu sein. Hier hat in den letzten Jahren auch ein erheblicher Wandel stattgefunden: Die jüngere Generation denkt mehr an den Patienten-Service und die Vorteile, die dieses kundenorientierte Denken mit sich bringt. Daher legen auch wir unser Augenmerk gezielter auf die Patientenfreundlichkeit und den Service-Aspekt von Praxen.
DZAS: Wenn das Budget für eine neue Praxisgestaltung nun nicht so groß ausfällt, wie kann man dann auch mit kleinen Veränderungen viel erreichen?
Rischko: Mit einem neuen Anstrich, einem anderen Bodenbelag oder besserer Beleuchtung kann eine Praxis schon ganz anders wirken. Auch das Aufräumen der Arbeitsbereiche mag trivial wirken, kann aber schon viel verändern. Ebenso verhält es sich mit dem Aufhängen weniger moderner Bilder. Wem das noch nicht genug ist, sollte bestehende Praxisabläufe bzw. Raumstrukturen hinterfragen. Das bringt zwar einen deutlich höheren Aufwand und tiefgreifendere Veränderungen mit sich als die vorherigen Vorschläge, dafür liegt hier jedoch auch das größte Potential zur verbesserten Wirkung der Praxis.
DZAS: Klare Linien und konsequentes Design sind ja zurzeit sehr modern. Aber wie schafft man hier den Spagat zwischen Klarheit einerseits und Wohnlichkeit andererseits, sodass die Praxiseinrichtung nicht nur kühl und steril wirkt?
Rischko: Wenige, aber effiziente Stilmittel sind hier gefragt. Warmes, indirektes Licht in der Patientenumgebung, besonders im Wartezimmer, gestaltet die Praxis dann trotz der klaren Linien freundlich und einladend. Wenn der Wunsch nach Farbe besteht, sollte dieser nur an Wänden realisiert werden, da dies kostengünstig jederzeit wieder verändert werden kann. Wenn bunte Möbel nach einer Zeit nicht mehr gefallen, wird ein Austausch sehr teuer. Daher setzen wir auch nicht mehr auf modernes, sondern auf zeitloses Mobiliar, da dies die teuerste Anschaffung ist. Abgesehen von Farbe kann dann auch farbliches Licht tolle Akzente setzen. Mittlerweile gibt es eine riesige Auswahl an Strahlern und Leuchten, die bis hin zu Schwarzlicht in allen möglichen Varianten leuchten.
DZAS: Wie bewahren Sie Individualität bei der Praxisgestaltung?
Rischko: Jedes Projekt wird individuell auf vorhandene Räumlichkeiten, die Kundenwünsche und das Budget hin entwickelt. Durch diese immer verschiedenen Vorgaben ergeben sich automatisch andere Praxiskonzepte, auch wenn sich die allgemeinen Leitlinien wie Formen und Farben in der Regel nicht grundlegend verändern.
DZAS: Wenn Sie nun zusammenfassen müssten, was wäre dann Ihr Erfolgskonzept bei der Praxisgestaltung?
Rischko: Ich denke unser Erfolgskonzept ist, dass wir die Wünsche und Anforderungen unserer Bauherren aufnehmen und zu einem schlüssigen Gesamtkonzept umsetzen. Dabei halten wir uns an den vereinbarten Budgetrahmen und die Bauzeit. Außerdem folgen wir dem Konzept "form follows function", das heißt, wir konzipieren die Räume ihren Aufgaben nach, sodass die Gestaltung der Funktion immer dienlich ist und ihr in keinem Falle im Wege steht.
DZAS: Vielen Dank, Herr Rischko, dass Sie sich Zeit für unsere Fragen genommen haben!
Sie überlegen auch, Ihre Praxis neu- oder umzugestalten? Dann informieren Sie sich doch auf https://www.rischko.com/ weiter über Leistungen und Preise von "Rischko Architekten".
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