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Interview mit Zahnarzt Stefan Crusius
DZAS: Lieber Herr Crusius, Sie waren im Juni diesen Jahres für zwei Wochen mit der Stiftung DWLF auf den Kapverden, um die Menschen dort zahnärztlich zu behandeln. Wie kam es zu Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit abgesehen davon, dass Sie Menschen helfen wollen?
Crusius: Menschen helfe ich ja auch in meinem Alltag als Zahnarzt in Deutschland, das war also nicht der vorrangige Grund. Ich wollte eher raus aus dieser täglichen Routine und etwas Neues erleben. Abgesehen davon gibt es natürlich einen riesigen Handlungsbedarf. Auf den Kapverden war es verhältnismäßig ruhig. Im Vergleich dazu konnten wir bei meinem Einsatz in Namibia vor einigen Jahren von morgens bis abends behandeln, weil der Bedarf so immens war. Das Problem hier ist, dass sich die Ernährung verändert hat und europäischer wird. Die Menschen in der Dritten Welt essen nicht mehr nur das, was sie selbst angebaut haben - sie können auch in den Supermarkt gehen und sich dort bunte Smarties kaufen. Wenn dann aber die richtige Zahnpflege fehlt, hat Karies leichtes Spiel.
DZAS: Wie viele ehrenamtliche Einsätze haben Sie bereits absolviert?
Crusius: Bisher war ich bei vier oder fünf Einsätzen dabei.
Einsätze mit der DWLF, der Stiftung für "Zahnärzte ohne Grenzen"
DZAS: Wie sind Sie denn auf die DWLF aufmerksam geworden?
Crusius: Ich glaube, das war ein Artikel der ZM 2010 oder 2011, in dem über die DWLF berichtet wurde. Da die DWLF mehrere Länder betreut, habe ich mich auf ein bestimmtes Land beworben und dann den Platz im Team zugewiesen bekommen.
DZAS: Wie häufig werden solche Teams in die Länder der Dritten Welt geschickt, um dort medizinisch zu helfen?
Crusius: Das ist je nach Standort verschieden. In der Mongolei ist es beispielsweise so, dass Teams dort vier Wochen am Stück ehrenamtlich arbeiten, weil der Bedarf so groß ist. In Namibia gibt es von den Dentists Without Limits zwei Standorte, zu denen die Teams, die bei der DWLF in der Regel aus vier Mitgliedern bestehen, in 2-wöchentlichen Abständen geschickt werden. Jetzt auf den Kapverden ist pro Monat nur ein Team für zwei Wochen da.
DZAS: Haben Sie einen besonders schönen Moment, den Sie während Ihres Einsatzes erlebt haben und der Sie darin bestärkt, sich ehrenamtlich weiter zu engagieren?
Crusius: Wissen Sie, wenn man solch einen Einsatz einmal gemacht hat, gibt es nur zwei Optionen: ja oder nein. Manche bemerken, dass ihnen das zu viel wird, aber andere, und zu denen zähle ich mich selbst, merken: Das ist es. Ich will es auf jeden Fall wieder machen. Gerade erst hatte ich einen "Hilferuf" der Organisation "Mercy Ships" für einen Einsatz in Benin Anfang November, den ich aus terminlichen Gründen jedoch nicht wahrnehmen kann. Vielleicht klappt es dann im nächsten Jahr wieder, da liegt das Schiff vor Kamerun.
Verbesserung der zahnmedizinischen Situation in Ländern der Dritten Welt
DZAS: Welche Maßnahmen müssten Ihrer Meinung nach getroffen werden, damit die Zahngesundheit der Menschen in anderen Ländern langfristig verbessert wird?
Crusius: Das ist schwer zu sagen, weil es an so vielem mangelt. Generell fehlt es einfach an finanziellen Mitteln und einer flächendeckenden Grundversorgung. Das einzige, was ich mir vorstellen könnte, wäre so etwas, wie ich es in Gambia gesehen habe. Dort hat ein deutscher Professor talentierte Pflegekräfte zusammengesucht und diese in einem dreiviertel Jahr angelernt. Ich habe einen dieser "Lehrlinge" später bei der Arbeit gesehen. Er konnte Karies entfernen und Zähne ziehen wie ein junger Gott mit seinen dünnen Armen und den schlanken Fingern, weil er die Technik beherrscht hat. So etwas in größerem Umfang könnte ich mir als einzige mögliche Lösung vorstellen, diese Grundversorgung irgendwie herzustellen. Alles andere, beispielsweise eine Ernährungsumstellung, hat wenig Sinn. Wir haben auf den Kapverden versucht, die Kinder über die schlechte Ernährung und den negativen Einfluss dieser auf ihre Zahngesundheit aufzuklären. Kurz danach sind alle zu einer Frau gelaufen, die Süßigkeiten verkauft hat und haben sich den Bauch vollgeschlagen. Diese Art der Aufklärung funktioniert ja nicht einmal bei uns in Deutschland, wo es ebenfalls noch viele Kinder, gerade in sozial schwächeren Schichten, gibt, die ähnlich schlechte Zähne haben wie Kinder in der Dritten Welt.
DZAS: Vielen Dank, Herr Crusius, dass Sie sich Zeit für unsere Fragen genommen und uns einen Blick hinter die Kulissen gewährt haben. Wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihre weiteren ehrenamtlichen Einsätze!
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Stefan Crusius ist Zahnarzt und für Zahnärzte ohne Grenzen unterwegs
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